Liebe Freundinnen und Freunde des CLB Berlins,
der Lockdown hat gerade unseren Galerieraum geschlossen. Das hält uns aber nicht davon ab, unser neues Kunstprojekt zur Phänomenologie der Pandemie zu starten:
BERLIN_LOKAL_ZEIT
Ab dem 21. November 2020 bieten wir ein vielfältiges Programm aus Stadtspaziergängen, Wahrnehmungsexperimenten, Fensterbespielungen, Radiosendungen, Onlinestreamings und vielem mehr, was man alleine oder mit der Familie erleben kann.
Im Mittelpunkt stehen Beobachtungen und Reflexionen des alltäglichen Lebens in der Stadt während der Pandemie. Welche Phänomene treten in Erscheinung, wie verändern sie sich und unsere Haltung zu ihnen im Laufe der Zeit?
Wir laden Euch ein, unseren Spuren durch Berlin zu folgen und uns in den kommenden Wochen zu begleiten.
Aktuelle Neuigkeiten findet ihr auf folgenden Kanälen:
Web berlinlokalzeit.de
Telegram berlin_lokal_zeit
Instagram #berlin_lokal_zeit
Facebook @berlin_lokal_zeit
Radio radio aporee
Bleibt gesund und seid herzlich gegrüßt!
Von und mit Kim Albrecht, Sam Auinger, Ingrid Beirer, Peter Cusack, Eliot Felde, Maren Hartmann, Martina Huber, Almut Hüfler, Susanne Jaschko, Max Joy, katrinem, Udo Noll, Dietmar Offenhuber, Nika Radic, Ursula Rogg, Sven Sappelt, Holger Schulze, Georg Spehr, Zoe Spehr, Hannes Strobl und Linh Hoang Thuy.
PROGRAMM
Auch wenn unsere Galerietür aufgrund der Pandemie für Besucher*innen geschlossen bleiben muss, lohnt sich ein Besuch für eine ganze Reihe von neuen Arbeiten, die auch gut von außen zu sehen sind:
Berlin_Lokal_Zeit Archiv
walking alone von katrinem
virtual preview von Nika Radić
Digitales Fenster von Zoe Spehr
Corona-Neusprech von Max Joy
#abstimmen und #nahbeidir von Susanne Jaschko
Homeoffice im CLB
on tour: sound walks
Im Rahmen von berlin_lokal_zeit laden eine Reihe von Stadtraumerkundungen zu thematisch strukturierten Hörspaziergängen durch Kreuzberg ein. Alle sind so angelegt, dass sie geführt aber auch alleine erfahrbar sind.
Zu jedem Soundwalk gibt es eine Handlungsanweisung/Karte/Partitur als PDF zum download.
ENGELBECKEN / Kreuzberg / Berlin
von Sam Auinger
ist eine Komposition aus der Reihe Hörstücke zur selbständigen experimentellen Aufführung für berlin_lokal_zeit.
ENGELBECKEN wird ergangen, entdeckt und gehört. ENGELBECKEN hat ein Spielfeld mit beschreibbaren und sichtbaren Grenzen. Es handelt sich dabei um das Engelbecken des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals in Kreuzberg. Es ist ein vielschichtiger Ort, der beim Drachenbrunnen am Oranienplatz beginnt und sich zwischen Leuschnerdamm und Legiendamm bis hin zum Michaelkirchplatz erstreckt. Es gibt sieben Zugänge.
Handlungsanleitung ENGELBECKEN (PDF)
Hinterhöfe, fences, communities
von Peter Cusack
Dieser Soundwalk rund um den Moritzplatz konzentriert sich auf die Vielfalt der dortigen Hinterhöfe. Diese bieten
eine Vielzahl von klanglichen Orten und trennen von den belebten Straßen außerhalb. Es gibt hier alte Höfe, die durch
schmale Bögen betreten werden und exotische Gärten, umschlossen von Wohnanlagen, die so neu sind, dass Menschen
immer noch einziehen. Und es gibt grüne, baumbepflanzte Flächen zwischen den hohen Gebäuden, die man zur
Zeit der Berliner Mauer für gemeinsame Nutzung plante, heute aber durch Gatter und ein Labyrinth aus Drahtzäunen
voneinander getrennt sind. Der Spaziergang richtet seine Aufmerksamkeit auf die Akustik dieser Orte und auf die Klänge
und Geräusche der dortigen Bewohner*innen, ihre murmelnden Stimmen und raschelnden Einkaufstaschen, auf
das Dröhnen der U-Bahn aus verschiedenen Richtungen, die Krähen in den Baumwipfeln, die Schritte im Herbstlaub,
auf ferne Motorräder, aufgeregte Spatzen und Echos von spielenden Kindern.
Der Spaziergang besteht aus 2 Teilen – nördlich und südlich der Oranienstraße – und dauert jeweils etwa eine Stunde.
Bitte behandelt sie auf Wunsch getrennt. Die Nummern zeigen akustisch interessante Orte auf dem Weg. Die Links
verweisen auf die Radio-Aporee-Klangkarte, auf der Aufnahmen zu hören sind.
Soundwalk Hinterhöfe Part 1 (PDF)
Soundwalk Hinterhöfe Part 2 (PDF)
SCHUHzuGEHÖR
von katrinem
Ausgehend von der Galerie CLB Berlin am Moritzplatz, habe ich einen Weg notiert, der eine Vielzahl an Möglichkeiten
bietet, sich mit dem Gehen an sich, dem Schuhwerk, der Fußläufigkeit dieses städtischen Quartiers und seinen architektonischen
sowie atmosphärischen Qualitäten auseinanderzusetzen. Die Weglänge beträgt 1,81 km und dauert etwa
35 Minuten. Ich empfehle, den Weg zweimal zu gehen: einmal zur Orientierung und einmal als Hörerlebnis.
Versuche für die ganze Länge der Wegstrecke einen gleichmäßigen Gehrhythmus beizubehalten und verwende Schuhe mit
harten Sohlen, die deinen Schritt ‚zu Gehör‘ bringen. Lass dich auf dieses Hinhören im eigenen Schreiten ein und du wirst
klare Raumschwellen, also Übergänge von einem auditiven Raum in einen anderen, sowie kleinste Raumveränderungen
aufspüren. Deine ‚Schuhinstrumente‘ werden dabei zu Solisten im Raum, die mit ihrer Umgebung dialogisieren, dir eine
räumliche Orientierung geben und dich selbst im Raum verorten.
Männer vom Moritzplatz
von Ursula Rogg
Corona am Moritzplatz: Just Music verkauft obwohl es keine Konzerte gibt; Modulor brummt, aber aus Modellen werden
keine Ausstellungen. Das Nix Verstehn reicht Tee über den Tresen, als Kaffeehaus und Treffpunkt aber ist es von
der zweiten Welle getroffen. Die Stimmen der Männer vom Moritzplatz (diesmal Männer, ausnahmsweise) gehören
denen, die dort Schrauben verkaufen, Fighter trainieren oder gegen den Mietenwahnsinn kämpfen. Seit Jahren und
Jahrzehnten. Mit ihrem Leben und ihrer Arbeit sind sie dort Zentralorgane – sie machen, kaum je hörbar, aus dem
Durchgangsort einen Lebensraum. Ihnen zuhören heißt in die Geschichte und Besonderheit des Platzes eintauchen.
Männer vom Moritzplatz Karte (PDF)
Zwischen den Häusern sitzen.
von Georg Spehr
Ein Stadtspaziergang mit Sitzgelegenheiten in der Südwestlichen Luisenstadt.
Der Kreuzberger Teil der Luisenstadt ist vieles: Altes Berlin und Aufbaugebiet, Kahlschlagsanierung und Stadterneuerung,
Mauerrandlage und exponiertes Zentrum, sozialer Wohnungsbau und Spekulationsobjekt. Dieser Stadtspaziergang
durchstreift zwischen Lindenstraße und Prinzenstraße ein Gebiet, in dem mehr als 10.000 Menschen leben und
das eine vielfältige Stadtentwicklung von mehr als 100 Jahren beinhaltet.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf fest installierten Sitzbänken, die dazu einladen, hier einen längeren Moment
zu verweilen und sich mit der Atmosphäre des jeweiligen Ortes auseinanderzusetzen. Meist an Spielplätzen, Grünanlagen
oder Bushaltestellen zu finden, gibt es darüber hinaus einige Bänke an Orten, wo man offenbar nur Hausfassaden,
Zäune oder den vorbei ziehenden Verkehr betrachten kann. Alle Bänke laden ein, die Umgebung hörend zu beobachten
und je nach architektonischer Situation, Wetter und Tageszeit den Puls der Stadt wahrzunehmen.
Der Spaziergang beginnt und endet am Moritzplatz, vor dem Eingang des Aufbauhauses.
Zwischen den Häusern sitzen Karte und Text (PDF)
on air: Radioprogramm & Soundscapes in the pandemic
Radioprogramm von und mit #berlin_lokal_zeit und #radioaporee
täglich von 17.00 bis 20.00 Uhr als Livestreaming auf
radio aporee ist ein experimentelles Radio zur Erkundung klang-/zeit-/räumlicher Topographien. Es arbeitet mit einem erweiterten Begriff des Feldes, worin Radio sowohl eine Technologie im Übergang als auch ein Narrativ ist. Aktuelle Entwicklungen zielen darauf ab, eine gemeinsame Radiopraxis unter Hörer*innen, Mitwirkenden und Interessierten zu etablieren. Eine Idee dabei ist, Radio aus alltäglichen Umgebungen, zwischen Anwesenheit und Archiv, Orten und Situationen zu erproben, um neue Formen eines gemeinsamen und partizipativen Radios zu erforschen.
Dazu mehr im Interview mit Udo Noll.
Im Rahmen der Ausstellung berlin_lokal_zeit sendet radio aporee täglich von 17.00 bis 20.00 Uhr ein Programm mit:
+ Field recordings rund um den Moritzplatz in Berlin Kreuzberg, wobei neue Aufnahmen von Beitragenden automatisch integriert werden.
+ Collagen aus Beiträgen zum Projekt “Soundscapes in the Pandemic”, dass die Veränderungen der Klanglandschaften im Verlauf der Pandemie hörbar macht. Siehe auch: https://aporee.org/maps/projects/corona
+ Live-Konzerte, Soundwalks und Aktivitäten rund um die Austellung sowie Beiträge der beteiligten Künstler*innen. Sie auch: https://berlinlokalzeit.de
+ Interviewserie mit allen aktiven Projektbeteiligten.
+ Podcast zum Thema: „How has the Corona pandemic changed the soundscape of Berlin? Peter Cusack, Udo Noll, and Sam Auinger talk about their experiences and observations“.
Stay tuned.
Gefördert durch
das Österreichisches Kulturforum in Berlin und die Botschaft der Republik Kroatien in Berlin.